Bergwerkslehrpfad Wiesloch

BERGBAUREVIER WIESLOCH

An den langjährigen Bergbau im Raum Wiesloch erinnert der 5,6 km lange Bergbau-Rundweg am Kobelsberg zwischen den Stadteilen Alttwiesloch und Baiertal. Der Bergbau-Rundweg wurde 2003 im Rahmen der "Lokalen Agenda 21" realisiert und vom örtlichen Bergbauexperten Dr. L. Hildebrandt geplant und kommentiert. Start- und Ziel des Bergbaurundwegs ist das restaurierte Portal des Friedrichsstollens am Ortsausgang Altwiesloch Richtung Baiertal an der L 547.

Die Photos zu den Stationen des Bergbauwanderweges wurden im April 2020 aufgenommen.

BERGWERKSWANDERWEG WIESLOCH

Noch heute gibt es zahlreiche sichtbare Bergwerksspuren, die durch den Bergwerkslehrpfad/Wanderweg Wiesloch teilweise erschlossen sind.

Die Erklärung zu den Nummern auf der Skizze folgt hier (und wurde – wie die vorangegangenen Abschnitte - aus einer Veröffentlichung von Herr Dr. Ludwig Hildebrandt gekürzt mit Schwerpunkt auf die Bergbauspuren übernommen):

Station 1

Hier befindet sich der 1918 neu aufgefahrene Neue Friedrichstollen, der mit einer Länge von 690 Metern im Endausbau die Abbaue des Kobelbergfelds unter- bzw überfuhr und so zur Hauptförderstrecke aus dem Kobelsbergfeld wurde.

Station 2

Hier liegen einige so genannte „Lochsteine“ = bergmännische Grenzsteine. Im Gegensatz zu den normalen Grenzsteinen grenzen sie nicht nur oberirdisch Gemarkungen ab, sondern auch die unterirdischen Bergfelder. An der Vorderseite zeigen sie das Bergbauemblem Schlägel und Eisen sowie die Initialen der Besitzer der verschiedenen Mutungen.

Zwischen Station 1/2 und 3

(1) Blick ins Innere des Neuen Friedrichstollens; (2ff) Pflanzen am Weg (bei den Pflanzennamen halte ich mich hier zurück, da ich von Botanik zu wenig verstehe. Der geneigte Betrachter möge sich dennoch daran erfreuen!)

Station 3

Der Schafbuckelschacht
Hier kam es ab 1853 zur Anlage von ersten Schächten westlich und östlich des Schafbuckels. 1920 wurde die große Aufbereitung vom Hessler-Kalkwerk auf den Schafbuckel verlegt. Als Grubenname griff man auf die seit 1851 bestehende Grube „Segen Gottes“ zurück. 1925 beschloss man als neuen Zentralschacht den Schafbuckelschacht auf 55 m abzuteufen. Dabei traf man auf die sulfidische Vererzung in größerer Mächtigkeit als anderswo. Allerdings erwies sich die Verhüttung aufgrund des hohen As-Gehalts als sehr schwierig.
Im Zuge der Autarkiebestrebungen des 3.Reiches in Vorbereitung auf den kommenden Krieg wurde zwischen März und Juli 1936 eine neue Flotationsanlage durch Humboldt-Deutz geliefert, mit deren Hilfe man dann die Verhüttungsprobleme lösen konnte.
Ab 1941 wurden im Bergbau auch Kriegsgefangene eingesetzt, bis 1945 waren das mehr als 54% der Belegschaft. Sie waren in einer Barackensiedlung unterhalb des Schafbuckels untergebracht.
Nach der Sümpfung der Grube, die mit Ende des Krieges abgesoffen war, und der Beseitigung der Schäden konnte die Bergwerkstätigkeit ab Anfang 1948 wieder vollumfänglich aufgenommen werden, bereits 1949 wurden 20.000 t Roherz im Jahr gefördert. Doch 1954 musste der Bergbau dann endgültig eingestellt werden – daran hatte die schwierig zu bewältigende starke Wasserzufuhr einen Anteil, die mit Erdölresten kontaminierten Erze, v.a. aber ein Preiseinbruch bei Blei und Zink am Weltmarkt.
Die Flotationsanlage wurde an die Fluss- und Schwerspatwerke Pforzheim verpachtet.

Das Photo im Abschnitt zeigt den Bereich um den Gipfel des Schafbuckels

Halden am Schafsbuckel
Halden am Schafsbuckel Von der Verbindungsstraße nach Baiertal her gesehen

Station 4

Der Blendeschacht
Im Zusammenhang mit der Rohstoffbeschaffung für den Krieg wurden die Bergbauaktivitäten im Kobelsbergfeld verstärkt. 1916 wurde 80 m südlich des alten Elvin-Schachtes der später so genannte Blende-Schacht abgeteuft. Dabei stieß man auf eine 4 m mächtige sulfidische Vererzung, aus der als erstes Zinkblende gefördert wurde - daher der Name.
Aufgrund seiner besonders gut und flächenreichen Cerussit-xx wurde der Schacht auch in der mineralogischen Fachwelt bekannt.

Photo: Vom Blendeschacht ist oberflächlich bis auf kleine Kalksteinhäufchen nichts zu sehen.

Zwischen den Stationen 4 und 5

Station 5

Elvin-Schacht
1868 erreichte man im Kobelsbergfeld die Grundwassersohle – und damit im Zementationsbereich der Grube auch die sulfidische Primärvererzung bei 136 m über NN. Nun wurde der 66 m tiefe Elvin-Schacht angelegt, der durch einen Querschlag mit dem Friedrichsstollen verbunden wurde.
Im Bereich des Schachts kam auch Melnikowit-Pyrit vor, der durch eine Selbstentzündung zu einem Grubenbrand im Jahr 1875 führte.
1877 verkaufte die Badische Zinkgesellschaft ihre Anlagen an die Rheinisch-Nassauische Bergwerks- und Hütten-AG, sie jedoch bald darauf aufgrund sinkender Weltmarktspreise den Betrieb einstellte. Heute erinnert an den Schacht nur noch eine kleine Schachthalde, auf der geschützte Schwermetall-Flora gedeiht.

Geländesituation am Elvin-Schacht

Station 6

Steinteichhohlweg
Diese Stelle am Bergbau-Lehrpfad ist aufgrund seiner besonders seltenen Flora und Fauna interessant.

Gut erkennbar in der Löss-Wand sind die Höhlen von Insekten und Kleinwirbeltieren, links ein Wolfsmilchgewächs (soviel traue ich mir denn doch zu).

Station 7

Schacht 36
Im Jahr 1853 als reiner Untersuchungs-Schacht abgeteuft, wurde er nach der Inbetriebnahme des Elvin-Schachts 1868 mit diesem und damit dem Friedrichstollen verbunden. Auch der 1918 begonnene Neue Friedrichstollen (siehe Station 1) zielte von Süden auf Schacht 36.

Photo: Ungefährer Ort des Schachts

Station 8

Schacht XV mit Plateauhalde
Zwischen 1895 und 1917 ließ die rheinisch-nassauische Bergwerks- und Hütten AG durch einen Subunternehmer insgesamt 17 Versuchsschächte im Kobelsbergfeld niederbringen, die mit römischen Ziffern benannt wurden.
Von den Schächten XV und XVII im südlichen Kobelsbergfeld wurde ab 1918 die Vorrichtung des Galmei-Abbaus betrieben, das Roherz per Grubenbahn über den Neuen Friedrichstollen über Tage gebracht.
Nach 1925 wurde der Schacht verfüllt, auch hier bildete sich eine seltene Schwermetall-Flora aus.

Schacht XV mit Plateau-Halde
Schacht XV mit Plateau-Halde

Station 9

Schacht X
Der 1905 errichtete Schacht erreichte eine Teufe von 22,7 m. Dabei traf man auf reiche Galmei-Erze, die dann 1915 wegen des kriegsbedingt hohen Zinkbedarfs auch abgebaut wurden. Dabei traf man auf mehrere mittelalterliche Stollen. Wie auf dem benachbarten Schacht XV entwickelte sich nach dessen Aufgabe ein seltenes Schwermetall-Biotop.

Station 10

Fluch und Segen der Schwermetallbelastung (Pb, Cd, Tl, Zn, As): Für die Gemarkungen Wiesloch, Nußloch, Leimen und Walldorf mussten Anbauverbote erlassen werden. Auf der anderen Seite können sich in diesem Gebiet wegen der eingeschränkten Nutzung viele seltene, auf der Roten Liste stehenden Pflanzen (ca 60) und Insekten halten.

Pflanzen im Umfeld von Station 10

Station 11

Schacht 52 mit Ringhalde
Bei Schacht 52 handelt es sich im Wesentlichen um einen Wetterschacht – also zur Belüftung der untertägigen Abbaue. Er war zwischen 1923 und 1925 in Betrieb. Die Besonderheit des Schachtes liegt darin, dass sich die übrig geblieben Reste der Anlage als Schachtringhalde erhielten. Auch hier findet sich eine Schwermetallflora.

Ringhalde

Station 12

Luftschacht 1
Auch dieser 40m tiefe Schacht diente zwischen 1928 und 1930 der Bewetterung des Bergwerks. Seiner versteckten Lage „verdankt“ es sich, dass er in den 80er und frühen 90er Jahren als Müllkippe missbraucht wurde. Auch heute (siehe Photo, April 2020) findet sich noch Abfall im Schachtbereich.

Station 13

Oberhalb des Steinbruchs Hessler gibt es einen hervorragenden Aussichtspunkt über die Rheinebene. Bei entsprechenden Wetterlagen kann man deutlich den Pfälzer Wald zwischen Bad Bergzabern und Neustadt erkennen.

Photo: Blick in den südlichen Teil der Steinbrüche Nussloch der Heidelberger Cement AG.

Station 14

Der Baiertaler Stollen
Dieser wurde 1926 von der Altenberger Gesellschaft begonnen um den nödlichen Teil der Kobelsberg-Lagerstätte zu erkunden. Leider waren die Erze sehr eisenreich und die besten Partien schon im Mittelalter ausgebeutet worden.
Die Aufnahme im April 2020 lässt aufgrund der Vegetation den genauen Ort des Stollenzugangs nicht erkennen.

Station 15

Halde Baiertaler Stollen
Am Westhang des Kobelsberges wurde eine Halde mit dem Material aus dem Baiertaler Stollen aufgehäuft. Sie besteht fast ausschließlich aus tauben Material, war aber früher Fundort für vererzte Muschelkalkfossilien.

Station 16

Schabels-Kling und Schlangengrund
Die Schabelskling erhielt ihren Namen in den Zeiten der französischen Revolutionskriege an der Wende zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert. Eine Einheit französischer Soldaten soll dort ihren grausamen und herrischen Oberst Chavél umgebracht haben, der seither als kopfloses Gespenst umgehen soll. Schab(b)el (oder noch „derber“ Schaw(w)el) ist die kurpfälzische Variante dieses französischen Familiennamens.
Der Gewannname „Schlangengrund“ (seit 1293) wiederum lässt darauf schließen, dass die damit benannte Flur schon in früheren Zeiten eine Schlangenpopulation hatte. Inzwischen lässt sich dort auch die Ringelnatter wieder häufiger nachweisen.Die Hänge sind terrassiert, was auf eine frühere Reblage schließen lässt, aber schon vor dem 2. Weltkrieg begannen die Anlagen zu verwildern und sind heute von Wald und Busch überwachsen.

Station 17

Zur Geologie am Schlangengrund
Das Gelände westlich des Schlangengrundgrabens unterscheidet sich geologisch vom Kobelsberg. Grund ist eine Verwerfungsspalte, die hier für einen Geländesprung von ca 20 Metern sorgt.
Während der Kobelsberg aus oberem Muschelkalk mit einer gewaltigen Löss-Auflage besteht, sind die westlich gelegenen Gewanne aus unterem und mittlerem Muschelkalk ohne Löss-Auflage zusammengesetzt. Das Fehlen der Löss-Auflage könnte Folge einer Lössabschwemmung aus dem 12./13.Jahrhundert sein, die bei archäologischen Grabungen in Altwiesloch nachgewiesen werden konnte – evtl. als ökologische Folge der Entwaldung im Zuge der Verhüttung der Silbererze in Leimen, Nußloch und Wiesloch. Möglicherweise aber aufgrund der Versuche, dieses Gebiet landwirtschaftlich für Ackerbau zu nutzen.

Station 18

Alter Stollen
In den Grubenkarten des späten 19. Jhdts wird dieser Stollen verzeichnet, aber als unbefahrbar eingestuft. Die genaue Lage im Gelände ist aber noch unbekannt.

Station 19

Schlangengrund-Teich
Der kleine Teich wurde im Oktober 2002 von der Fa Hessler in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Wiesloch (NaBu) und der Fachgruppe Umweltschutz der Stadtverwaltung Wiesloch sowie dem Geologen Herrn Dr. Hildebrandt angelegt. Es soll als Feuchtbiotop für bedrohte Amphibien und Libellen dienen. Mit über 2 m Tiefe ist er frostsicher und hat damit auch genug Reserven gegen eine Verschlammung.

Station 20

Alte Aufbereitung am Westhang des Kobelberges
Der Bergbau-Wanderweg endet beim Kalkwerk der Fa Hessler. Im Jahr 1857 wurde durch die Badische Zinkgesellschaft an dieser Stelle Galmei-Röstofen errichtet. Wegen gefallener Erlöse wurden diese ab 1864 an die Rheinisch-Nassauische Bergwerks- und Hütten-AG zunächst verpachtet und 1877 verkauft. Schon im März des Jahres stellten sie allerdings den Betrieb wegen fallender Rohstoffpreise ein und die Öfen wurden erst 1914 wieder intensiver bewirtschaftet.

Um 1918 baute man beim Kalkwerk Hessler eine Galmeiwaschanlage auf, die jedoch schon 1920 wieder geschlossen wurde, weil ab da die große Aufbereitungsanlage am Südhang des Kobelsberges ihren Betrieb aufgenommen hatte.

QUELLEN

Diesen Text ist eine Zusammenfassung eines Schriftstücks von Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch, mit dessen freundlicher Genehmigung ich dies hier veröffentliche.
Den vollständigen Text finden Sie unter Nr.2 der hier angegebenen Quellen:


1. HILDEBRANDT, L. H. (1997): Schwermetallbelastungen durch den historischen Bergbau im Raum Wiesloch. - Handbuch Boden, 7:1-191; Karlsruhe (LfU)

2. HILDEBRANDT, L. H. (2003): Der Bergbau-Rundweg am Kobelsberg in Wiesloch-Baiertal. - Hrsg.: Stadtverwaltung Wiesloch; 40 S.

3. HILDEBRANDT, L. H. (2004): 2000 Jahre Blei-Zink-Silber-Bergbau in Wiesloch bei Heidelberg - eine Übersicht. - Zeitschrift zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens, 10/2: 4-26

4. HILDEBRANDT, L. H. (2017): Umweltveränderungen durch das ottonisch-salische Silberbergwerk Wiesloch. - in: INGENHAEFF, W. & BAIR, J. (Hrsg.): Bergbau und Umwelt, 15. Internationaler Montanhistorischer Kongress 2016 Sterzing / Schwaz / Hall in Tirol; S. 99-121

(Die mit grün markierten Angaben sind durch Links mit den Online-Versionen der Quellen verbunden)