Callenberg

Bergbau und Geschichte

Alle sieben Ortsteile der heutigen Gemeinde Callenberg wurden im 12. bis 13. Jahrhundert im Zuge des Ausbaus der Herrschaft Waldenburg gegründet. Der namensgebende Hauptort Callenberg wurde 1244 als Kallenberc erstmals urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet so viel wie Ort am kahlen Berg (= der bis um 1840 unbewaldete Hügel im Unterdorf).
Bereits um 1150 erfolgte vermutlich der Bau eines Rittersitzes am Böhmischen Steig, einer alten Handelsstraße, auf der Salz aus dem Pleißengau von Altenburg nach Böhmen transportiert wurde.

Ende des 14. Jahrhunderts wurden in der Umgebung Callenbergs Erze abgebaut. Seit dem 17. Jahrhundert wurde im Oberwald Nickeleisenstein gefördert. Im 18. Jhdt. kam der Bergbau zum Erliegen.

Dass auch die verwitterten Serpinite im Gebiet um Callenberg nickelhaltig sind, war im 19. Jhdt. bekannt. Das Fürstenhaus Schönburg-Waldenburg beauftragte daher schwedische Geologen zur Bewertung des Vorkommens. Da eine rentable Gewinnung zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, wurde das Vorhaben aufgegeben.

Ein geplanter Abbau nach dem 1. Weltkrieg kam ebenfalls nicht zustande. Als die SDAG Wismut Erkundungen nach Pechblende durchführte, wurden 1947 in Kuhschnappel hydrosilikatische Nickelerze angetroffen, die vorwiegend aus der Verwitterung von nickelhaltigen Serpentiniten in Millionen von Jahren entstanden waren. Da Stahl zum Aufbau einer Schwerindustrie benötigt, waren Zuschlagstoffe für die Stegerung der Stahlproduktion gesucht. Daher wurden im Oktober 1949 weitere Erkundungsarbeiten im Gebiet Reichenbach/Obercallenberg sowie im Gebiet des Kiefernbergs bei Grumbach durchgeführt und dabei die Lagerstätte bei Obercallenberg entdeckt.

Tagebau Callenberg Süd I

1952 begannen die Aufschlussarbeiten für den Tagebau Callenberg Süd I. Zur selben Zeit wurde in St Egidien (siehe dort) die Nickelhütte zur Verhüttung der Erze erbaut. Zunächst wurde das Erz noch mittels LKW zum Bahnhof in St. Egidien gebracht und an das Bergbau- und Hüttenkombinat „Albert Funk“ Freiberg geliefert.

Nach einer kurzen Baustopp 1954 und einer Phase, in der Vorversuche zur Verhüttung unternommen wurden, fiel die Entscheidung für das Rennverfahren zur Nickelerzaufbereitung. Nun wurde der Bau der Nickelhütte St. Egidien und der Aufschluss der ersten Grube Callenberg Süd I wieder aufgenommen. Die vorher in Aue befindliche Forschungs- und Entwicklungsstelle wurde 1954 nach St Egidien verlegt, im Oktober 1956 war Richtfest.

1959/60 erfolgte der Bau einer zunächst zirka 6,2 km langen Grubenbahnstrecke vom Tagebau Callenberg Süd I bei Reichenbach zur Nickelhütte in St. Egidien. Innerhalb der Tagebaue existierte eine Werkbahn. Am 10. Juli 1960 begann der Abbau der Erze im Tagebau Callenberg Süd I. Im Dezember 1960 startete die Produktion der Nickelhütte St Egidien mit der Inbetriebnahme des ersten (von 4) Drehrohöfen, die aus den hydrosilikatischen Nickelerzen Nickel-Eise-Luppen herstellten. 1961 hatte das Streckennetz, das nun auch die in Süd-Nord-Richtung aneinandergereihten Tagebaue umschloss, ca 10 km Länge.

Tagebau Callenberg Nord I

1970 erfolgte der Aufschluss des Tagebaus Callenberg Nord I zwischen Callenberg und Reichenbach. Der Abbau dehnte sich aus von Erzkörper 5 (ab Oktober 1972), über Erzkörper 6 (ab Januar 1973) und Erzkörper 3 (ab April 1973) bis zum Erzkörper 4 (ab Februar 1975).

Weitere Erzlagerstätten, wie Kiefernberg oder Meerane wurden zwar untersucht, allerdings enthielten sie nicht die erforderliche Nickelkonzentration.

Mineralogisch bedeutungsvoll wurden die Funde des seltenen Minerals Krokoit, das im März 1977 bei Baggerarbeiten im Tagebau Callenberg Nord I unvermittelt auftrat. Bis dahin war Krokoit nur noch von wenigen anderen Fundpunkten der Erde (Dundas in Tasmanien, Berjosowski in Rußland und Tiger in Arizona) bekannt. Dieses seltene Mineral der Oxidationszone ist in gut ausgebildeten und großen Kristallen ( die wohl besten europäischen Stufen des Minerals) zusammen mit ca 60 anderen Mineralen (siehe Mineralienbestandsliste), darunter Seltenheiten wie Embreyit, Philipsbornit, Petterdit und Phönikochroit, bis August 1986 gefunden worden.

Tagebau Callenberg Nord II

Im April 1977 begannen die Aufschlussarbeiten für den Tagebau Callenberg Nord II. Außerdem wurde die Dolomitgrube in Meerane/Crimmitschau als Betriebsabteilung übernommen. Dolomit wurde als Zuschlagstoff bei der Verhüttung benötigt.

1977 wurde die Förderung im Tagebau Süd I eingestellt. Wie bereits 1971 beschlossen, sollte der bis dahin in Nord-Süd-Erstreckung 900m lange Tagebau in ein Naherholungszentrum (Stausee Oberwald) umgewandelt werden.

Tagebau Callenberg Süd II

Nordöstlich wurde ab August 1980 weitgehend in Eigenleistung der Beschäftigten der Tagebau Callenberg Süd II aufgeschlossen. 1984 bis 1988 wurden am Erzkörper 7 (nördlich Nord I) Abbauarbeiten vorgenommen.

Das Ende des Bergbaus in Callenberg

Doch bereits ab Mitte der 1980er Jahre war absehbar, dass der Abbau der Nickelerze zum Erliegen kommen würde. Mehrere Erzkörper waren ausgeerzt, doch in den Betriebsplänen waren noch immer die Fördermengen von vor 10 Jahren angesetzt. Erst mit der politischen Wende und der neuen Marktsituation erfolgte 1990 die Einstellung des Bergbaus und der Produktion in der Nickelhütte St. Egidien. Der letzte Abstich erfolgte am 26. Oktober 1990. In den letzten beiden aktiven Tagebauen Callenberg Süd II und Callenberg Nord II endeten die Erzförderung und der reguläre Zugbetrieb am 8. Oktober 1990.

Nachdem die Nickelhütte St Egidien 1990 in die Industriegesellschaft St. Egidien mbH überführt worden war, begann diese mit der Wiederurbarmachung der aufgelassenen Tagebaue. Das Areal der Nickelhütte St. Egidien mit dem markanten Schornstein wurde zum Industriepark Achat.
Um die Nutzung als Naherholungsgebiet zu sichern, kaufte der Zweckverband Achat die Grundstücke am ehemaligen Tagebau Callenberg Süd I, die durch einen Beschluss des Kreistags des Landkreises im Jahr 1997/98 der Betrieb in kommunalen Besitz übergingen.
Das Restloch Callenberg Nord I wurde zur Hausmülldeponie und aus den Restlöchern Callenberg Nord II und Erzkörper 7 Naturschutzgebiete.

Mineralien-Bestandsliste Callenberg

Akanthit, Almandin, Anthophyllit, Antigorit, Aragonit, 'Biotit', Cerussit, Chalcedon (Var.: Quarz, ,Mogánit), Chlorargyrit, 'Chlorit-Gruppe', Chromit, Chrysopras (Var.: Chalcedon), Chrysotil, Cordierit, Coronadit, Diaspor ?, Dolomit, Embreyit, Enstatit, Finnemanit ?, Fornacit, Galenit, Goethit, Gorceixit, 'Halloysit', Hämatit, Hercynit, Hydromagnesit ?, Ilmenit, Kampylit (Var.: Mimetesit), Kaolinit, Klinochlor, Korund, Krokoit, Kyanit, 'Limonit', Lizardit, Maghemit, Magnetit, Mimetesit, Montmorillonit, Muskovit, Népouit, Opal, Oxyplumboroméit, Petterdit, Philipsbornit, Phönikochroit, 'Pimelit', Plumbogummit, 'Psilomelan', Pyromorphit, Pyrophyllit, Quarz, Romanèchit, Schörl, Silber, Spinell, Talk, Todorokit, Tremolit, Tridymit, Vanadinit, Vauquelinit, Vermiculit, Vivianit, Volkonskoit