Bergbau in der Region seit dem 20. Jahrhundert

Der Imhof-Stollen

1912 vom Diplomingenieur Dr Karl Imhof als „Siglitz-Stollen“ angefahren, von der Preuß-AG 1938 bis 1945 als „Imhofstollen“ wieder aufgenommen.

Im nördlichen Bereich des Naßfeldes in der Nähe des Valeria-Hauses wurde 1912 der Siglitz-Unterbaustollen (später Imhof-Stollen) angeschlagen. Geplant war ein Aufschluss- und Hauptförderstollen parallel zum Siglitztal in 200 m Abstand von demselben. Der Stollen erreichte nach 220 m den gewachsenen Fels aus Granitgneis.

Vorgesehen war eine Gesamtlänge von ca 5.000 m. Mit dem Siglitz-Stollen als Aufschluss- und Hauptförderstollen wollte Imhof sämtliche in der Teufe noch unverritzten erzführenden Strukturen der Bergbaureviere der Siglitz, des Pochkar und der Erzwies und darüberhinaus Strukturen des Rauriser Goldberges abqueren und ausbeuten. Der Bergbaubetrieb konnte bereits 1912 in vollem Umfang aufgenommen werden.

1913 erfolgten die ersten Erzfunde. Ab 1 020 Meter Vortrieb wurden 13 Erzgänge angeschlagen, ausgelängt und abgebaut. Das dort abgebaute erzhaltige Hauwerk zur Erzaufbereitungsanlage in das Naßfeld transportiert.

Im August 1914 mussten die Arbeiten infolge der Rekrutierung von Arbeitern und Ingenieuren unterbrochen werden. Zwischen 1915 und 1918 wurden italienische, serbische und russische Kriegsgefangene im Goldbergbau eingesetzt. Am Ende des Ersten Weltkriegs musste die Bergbautätigkeit nach Abzug aller Kriegsgefangenen, im Jahr 1918 noch mit 200 bis 250 Mann vertreten, erneut vorübergehend eingestellt werden.

Trotz dieser Schwierigkeiten erreichte der Imhof-Unterbaustollen bereits 1919/1920 eine Länge von 1 980 Metern. Mit Hilfe einer Erzaufbereitungsanlage im Nassfeld gelang es, Edelmetallkonzentrate zu erzeugen. Diese wurden an die staatliche Schmelzhütte in Freiburg / Sachsen zur Weiterverarbeitung exportiert.

1922 wurde bei nach 2 084 Metern der vorerst letzte Erzgang, Kupelwiesergang genannt, angefahren. 1924 betrug die Produktion bei einer Beschäftigung von 350 Bergarbeitern 24 Kilogramm Gold, 143 Kilogramm Silber, 1.448 Zentner Arsen, 2.152 Zentner Schwefel und etwas Blei.

Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und zu geringen Erzmengen befand sich der Imhofstollen ständig am Rand der Rentabilität. Der Vortrieb wurde nun zugunsten des Erzabbaus stark eingeschränkt, bis er 1927 wurde das Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen bei 2.155 Metern eingestellt wurde.

Im Jahr 1937 versuchte eine englische Gesellschaft, der Edron Trust, die Wiederaufnahme des Betriebs. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland im März 1938 wurde diese Nutzung durch ein ausländisches Unternehmen unterbunden. Der Imhof-Unterbaustollen wurde im Zug der Kriegsvorbereitungen durch das Deutsche Reich und die dafür notwendige wirtschaftliche Autarkie bemustert und in Folge die Stolleneinbauten instandgesetzt.
Der gesamte Montanbetrieb wurde von der Preußischen Bergwerks- und Hütten AG (PreußAG) übernommen. Diese steigerte durch den „Einsatz“ von Kriegsgefangenen und der Modernisierung der Erzaufbereitungsanlage der Zweiten Gewerkschaft Rathausberg den Aufschluss-, Abbau-, Förder- und Produktionsbetrieb.

Der Vortrieb des Imhof-Unterbaustollen wurde wieder aufgenommen, dem folgte der Vortrieb der Grundstrecken, Mittelläufe und Aufbrüche im Bereich der Haupterzgänge. In dieser Betriebsperiode wurden ca 13 km Strecken aufgefahren. 2 745 Meter der Strecke fielen auf den Imhof-Unterbaustollen. Insgesamt wurden im Imhof-Unterbaustollen 23 Erzgänge bzw. Gangklüfte bei Stollenmeter 2 984 angefahren.

Da allerdings die erhoffte reiche Erzführung nicht angetroffen wurde, kam am 1. August 1944 der Befehl des Reichswirtschaftsministeriums, den Goldbergbaubetrieb einzustellen. Dennoch wurde der Imhof-Unterbaustollen noch bis Kolm-Saigurn durchgeschlagen, während der übrige Bergbaubetrieb bereits ruhte.

Touristische Nutzung und neue Anläufe

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es mehrfach die Idee, den fertigen Imhof-Unterbaustollen für touristische Zwecke zu öffnen.

1947 erhielt die Gewerkschaft Radhausberg die Genehmigung, Touristen mittels einer elektrischen Akkulokomotive und zwei Mannschaftswagen sowie den notwendigen Gepäckwagen vom Naßfeld nach Kolm-Saigurn zu transportieren. Solche Transporte wurden zwischen 1947 und 1951 durchgeführt, mit jährlich ca 3.600 Personen. Die Personentransporte mussten dann aber wegen der fehlenden Sicherheitsstandarts eingestellt werden.

Einen neuen Anlauf für einen aktiven Bergbau gab es in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Damals versuchte der amerikanische Bergbaukonzern St.Joe Exploration GmbH durch eine deutsche Tochterfirma, den Goldbergbau in Rauris und im Nassfeld wieder aufzunehmen. Verbrochene Stollen und Schächte wurden befahrbar gemacht und umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen zur Abbauwürdigkeit der Erze durchgeführt.

1986 wollte das Konsortium im Nassfeld eine Aufbereitungsanlage errichten. Da dort Gold mittels Cyanidverbindungen aus den Erzkonzentraten gelaugt werden sollte, kam es jedoch zu Protesten der Bevölkerung. Angesichts des enormen Gefährdungspotenziales, aber auch aufgrund befürchteter negativer Auswirkungen auf den Tourismus stellten sich die betroffenen Gemeinden massiv gegen das Projekt. Schließlich stellte das Unternehmen sämtliche Aktivitäten ein.

Von 1988 bis 1993 gab es eine Neuauflage der touristischen Nutzung des Imhofstollens mittels einer Grubenbahn mitsamt Besuchsmöglichkeiten für einen Teil der Abbaue als Bergbaumuseum. 1988 wurde der Imhofstollen aufgewältigt, 1991 erfolgte die probeweise Inbetriebnahme. Zwischen Juli und Oktober 1992 und 1993 wurden dann zwischen 3 400 und 4 000 Personen befördert. Jedoch führten fehlende Wirtschaftlichkeit, teure Sicherheitsmaßnahmen und Vorbehalte in der Rauriser Bevölkerung (möglicher Weise noch Nachwirkungen des kurz zuvor eingestellten Bergbauprojekts) führten 1993 erneut zur Einstellung.

Ausblick

Derzeit hat ein Bergbau auf Gold in dem beschriebenen Gebiet auch mittelfristig keine Aussicht auf Verwirklichung, auch wenn es dort noch bedeutende Gold- (und Silber-)vorräte gibt. Auf einer Basis von 8g/t Erz ergibt sich bei einem geschätzten Erzvorrat von mindestens 15 Millionen Tonnen eine Ausbeute von 120 Tonnen reinen Goldes.
Noch höhere Schätzungen gehen von 18 bis 25 Millionen Tonnen Erzmenge aus, womit sich die Goldausbeute auf 140 bis 201 Tonnen reines Gold belaufen würden. Außerdem fielen bei einer Verhüttung der Erzmassen noch 1000 Tonnen Silber ab.

So gibt es in der Knappenzunft von Rauris und Gastein ein Sprichwort: „Das Kalb ist heraußen – die Kuh noch drinnen im Berg“. M.a.W.: Trotz eines Goldabbaus schon durch Kelten und Römer über das Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert sowie den Versuchen bis 1943 wurde etwa nur ein Fünftel des reinen Goldes ans Tageslicht gefördert. 80% des Goldes befinden sich noch im inneren des Rauriser Goldberges.