Bergbauspuren im Pochkar

Der Weg vom Nassfeld ins Pochkar

Bockhartseehütte
Bockhartseehütte © Jörg Geißler

Bergbaugeschichtlich erfolgte der Abbau der Erze entsprechend der früher bescheideneren technischen Mittel von oben nach unten (beginnend mit Tagschurfen über einfache Stollen bis hin zu den Unterfahrungen in großen Teufen). Der Weg vom Nassfeld zur Pochkarscharte führt also plus/minus von den jüngsten Abbauen an älteren vorbei bis zu den ältesten. (Nicht berücksichtigt sind die unterhalb des Unteren Bockhartsees liegenden Bergwerksspuren am Schleierfall).

Vom Nassfeld kommend erreicht man über den Wanderweg 110 bei 1.933 Höhenmetern die Pochartseehütte / Bockhartseehütte. Von dort führt der so genannte „Herrensteig“ am südwestlichen Rand des Unteren Bockhartsees entlang. Sobald man den See hinter sich gelassen hat, sieht man schon von weitem den rostbraun verfärbten Haldenzug des Pochart-Unterbaus.

Photos obern - © Jörg Geißler
(a) Verlauf des Herrensteigs oberhalb des Unteren Bockhartsees; (b) Blick zurück über die Staumauer des Unteren Bockhartsees zum Kreuzkogel

Pochart-Unterbau

Bereits von weitem zu sehen
Bereits von weitem zu sehen Der Haldenzug des Unterbaustollens - © Jörg Geißler

Der Pochkar-Unterbaustollen liegt in einer Geländestufe zwischen den beiden Bockhartseen auf 1985 m ü. NN. Die Halde ist unbewachsen; das Nebengestein ist überwiegt taub, Reste von inzwischen korrodiertem Arsenkies und Pyrit bedingen die rostbraune Färbung.
Auf der ebenen Fläche der Halde verliefen einst die Gleise des Grubenhunts, um das Hauwerk besser ausfördern und deponieren zu können. Am linken Ende der Halde (vom Wanderweg aus gesehen) sieht man einen hausgroßen Gneisfelsen, an dessen Fuß der Eingang des Unterbaustollens zu erkennen ist.
Der Stollen ist gradlinig auf einer Länge von 418 m nach Westen vorgetrieben worden. Bei 400 m erreichte man einen dm-mächtigen Arsenkies-Pyrit-Gang. Die edelmetallreichen Zonen (z.B.Geißler-Gang) sollen knapp westlich des jetzigen Stollenendes durchstreichen, wurden aber bei Betriebsende 1923 noch nicht erreicht.
Auf der hangseitigen Fläche der Haldenkrone befinden sich Mauerreste, die auf ein Wohn- und Aufbereitungsgebäude ( bzw. Werkstatt, Magazin) hinweisen. Am unteren Ende des Haldendamms sind ebenfalls Mauerreste erkennbar.

Photos oben - © Jörg Geißler
(a) Etwa in der Hälfte zwischen Haldendamm und Unterkante des Photos leicht rechts von der Mitte Mauerreste eines rechteckigen Gebäudes; direkt links von der Haldenkrone ein großer Fels mit dem Eingang zum Unterbaustollen. (b) Rechts neben dem Stolleneingang die Mauerreste größerer Gebäude (Wohngebäude und Aufbereitung)

Zwischen Unterem und Oberem Bockhartsee

Wasserfall oberhalb des Unterbaustollens
Wasserfall oberhalb des Unterbaustollens © Jörg Geißler

Steigt man auf dem Wanderweg weiter zum oberen Bockhartsee hinauf, gelangt man entlang der Bockhart-Ache, die sich hier als kleiner Wasserfall über den Felsriegel stürzt, zunächst zu einem durch Gletscher glattgeschliffenen Felsen. Im Hintergrund sieht man die breiten Abraumhalden der Stollen am Silberpfennig. Diese nördlich des Wegs am (Süd-)Hang des Silberpfennigs liegenden „Baukarlleiten“ oder „Bockharter Bauleiten“ genannten Abbaue (Ende 15. Jhdt.) dominieren mit ihren Halden den Hang – (v.o.n.u.) St Josef Fundgruben, St Johann, St Gertraud, St Vinzenz. Bevor man auf Höhe des Haldenzugs ankommt, passiert man unterhalb eines großen Felsen mit Gletscherschliff die Grundmauern von Mannschaftshäusern.
Westlich der Baukarlleiten schneidet eine Erosionsrinne in den Hang des Silberpfennigs, in deren Nahbereich Haldenmaterial von weiter oben aus dem Bereich der des sich verflachenden Hangs des Silberpfennigs in den Schuttfächer unterhalb verfrachtet wurde.

Am Karboden befinden sich haufenförmige Halden von längst verfallenen Schachtbauten aus der Zeit zwischen 1570 und 1650. Der Haldenzug erstreckt sich bis 2340 m hinauf. Die Halden sind durch die typischen Verwitterungsprodukte ocker bis rostbraun verfärbt; bei den bis zu 80 m breiten Halden im mittleren Abschnitt ist eine Oberflächenzementation charakteristisch.

Photos oben - © Jörg Geißler
(a) Reste eines Berghauses am Bach mit Wollgras; (b) großer vom Gletscher geschliffener Fels, davor Mauerreste; (c) vor dem Felsen Reste eines größeren (Mannschafts-)Gebäudes, auch weiter rechts oben am Hang; hinter dem Felsen am Hang des Silberpfennigs eine rostbraune Abraumhalde; (d) Haldenzug am Südhang des Silberpfennigs mit Schachthalde am Karboden; (e) Haldenzug am Silberpfennig; (f) Schachthalde am Karboden; (g) Blick zurück zum Kreuzkogel mit Schachhalden am Karboden

Rund um den Oberen Bockhartsee

Oberer Bockhartsee
Oberer Bockhartsee © Jörg Geißler

Bald darauf erreicht man den Oberen Bockhartsee, der idyllisch eingebettet ist zwischen Seekopf, Bockhartscharte und dem Grat der sich von da zur Baukarlscharte nach Norden zieht. Rund um den See gibt es weitere Bergbauspuren.

Südlich des Oberen Bockhartsees auf dem westlichen, dem Pochkarsee zugewandten Ausläufer des Schuttfächers am Fuße des Seekopfes liegt eine Gruppe aus ehemaligen Bergwerkgebäuden. Diese Gruppe bestand aus Knappenhaus, Knappenwohnhaus, Schmiede und weiteren Gebäuden. Ein nach Südwest weisender Schneekragen verbindet das südliche Gebäude mit dem völlig durch Hangschutt überdeckten Stollenmundloch am Fuß der Halde.

Dem See am nächsten liegt ein kleines Gebäude aus Trockenmauerwerk, das als ältestes der Gebäude angesehen wird. Von diesem Gebäude führt ein (?) Schneekragen zur Bergschmiede, die noch vor dem 15. Jhdt entstand.
Zwischen Knappenhaus (nach einem Brand planiert) und Schmiede kamen die Reste eines Knappenwohnhauses zutage, das durch keramische Funde in das 15. Jahrhundert datiert werden kann.
Gleichzeitig mit diesem Haus wurde nördlich davon das zweiräumige Schmiedegebäude aus Trockenmauerwerk erbaut. Der kleinere, im Südosten gelegene Raum war der Arbeitsraum des Schmiedes mit der Esse und einem Probierofen zum Überprüfen der Güte der abgebauten Erze. Der zweite Raum diente wahrscheinlich als Lagerraum. Der Eingang in diesen Raum befindet sich an der Westseite.
Die Mauern des Gebäudes sind stark verstürzt. Dies ist Folge des Einsturzes des ältesten Grubenbaus unter der Schmiede, als diese noch in Betrieb war. Der Einsturz zerstörte auch einen Teil des Grundrisses des Hauses aus dem 15. Jahrhundert. Die Einsturzpinge wurde durch eine mächtige Trockenmauer abgesichert und mit Steinen, Schmiedeschlacken und aus Abfall des 16. Jahrhunderts verfüllt.

Der Bergbau am Bockhartsee wurde Mitte des 16. Jahrhunderts unrentabel und die Siedlung aufgegeben und geordnet verlassen. Dabei blieb im Arbeitsraum des Schmiedes ein großer Bestand an bergmännischem Gezähe und sonstigen Geräten zurück.

Östlich der beschriebenen Berghausgruppe lag die Erzaufbereitungsanlage. Hier wurden die Erze, in diesem Fall Arsenopyrit zunächst vorzerkleinert und dann in einer mit Wasserkraft betriebenen Mühle zu Erzmehl gemahlen. Die hölzernen Unterbauten des zweiphasigen Mahlwerkes und die hölzernen Achsverankerungen des Wasserrades sind sehr gut erhalten.

Photo oben - © Jörg Geißler
(a) Schuttfächer am Nordabhang des Seekopfs, im unteren Drittel rechts einige der oben erwähnten Gebäudereste erkennbar